Ermatingen
Wappen | |
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Basisdaten | |
Kanton: | Thurgau |
Bezirk : | Kreuzlingen |
BFS-Nr. : | 4646 |
PLZ : | 8272 |
Koordinaten : | 47° 40' n. Br. 9° 4' ö. L. |
Höhe : | 400 m ü. M. |
Fläche: | 10.4 km² |
Einwohner : | 2570 (31. Dezember 2004) |
Website : | www.ermatingen.ch |
Karte | |
Ermatingen ist eine Gemeinde im Bezirk Kreuzlingen des Kantons Thurgau in der Schweiz . Es liegt am Südufer des Untersees gegenüber der Insel Reichenau und besteht aus den Ortsteilen Ermatingen und Triboltingen.
Inhaltsverzeichnis |
Geographie und Geologie
Der tiefstgelegene Punkt des Gemeindegebiets ist das Seeufer im Norden und liegt auf ca. 396 m Höhe. Der höchstgelegene Punkt liegt an der Südgrenze der Gemeinde auf 613 m Höhe. Die Erhebung im Süden gehört zum Seerücken .
Ein grosser Teil des Dorfes wurde auf einem Bachdelta erbaut, das nach der letzten Eiszeit ( Würm ) durch den Dorfbach aufgeschüttet wurde. Es handelt sich um das grösste Delta des Untersees. Der Dorfbach entsteht durch den Zusammenfluss zweier Bäche , deren Oberläufe typische Molassetobel erodiert haben. Die Molasse ist hier grösstenteils aus Glimmersand und Nagelfluh zusammengesetzt. Die Glimmersande wurden durch ein Stromsystem aus Bayern herangeführt. Früher wurde der Sand abgebaut, heute zeugt davon noch die Kiesgrube Cholhoo. Die Nagelfluh wurde aus den Alpen herangeführt und ist Teil des Hörnlischuttfächers, welcher durch den Ur-Rhein aufgeschüttet wurde. Darüber liegt Moränenmaterial aus der letzten Eiszeit. Dieses wurde vor allem als Grundmoräne abgelagert, allerdings sind auch einige von Seitenmoränenwälle vorhanden.
Auf dem Gemeindegebiet befindet sich ein grosser Findling aus Muschelkalk . Von den Einheimischen wird dieser Grauer Stein genannt. Es handelt sich hierbei vermutlich um den grössten Findling des Kantons Thurgau. Früher wurde dieser für den Strassenbau genutzt und weist deswegen heute nur noch einen Bruchteil seiner ursprünglichen Grösse auf.
Geschichte
Steinzeitliche Funde lassen darauf schliessen, dass sich die ersten Siedler hier um etwa 3000 v. Chr. niederliessen. Sie errichteten ihre Pfahlbauten in den geschützten Buchten bei Ermatingen.
Erstmals erwähnt wird „Erfmotinga“ im Jahre 724 in einer Urkunde, in der Karl Martell das Dorf dem Kloster Reichenau schenkte. Auch nach der Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen 1460 blieb die niedere Gerichtbarkeit beim Abt. Die reichenauschen Rechte über Ermatingen gingen 1540 an den bischöflichen Hochstift Konstanz. Die endgültige Ablösung erfolgte erst 1839. Im Schwabenkrieg wurden 1499 grosse Teile des Dorfes durch das schwäbische Bundesheer vernichtet. 1424 wurde fast das ganze Dorf unter der Leitung des Konstanzer Pfarrers Alexius Bertschi evangelisch. Nach dem Zweiten Kappeler Krieg zogen einige katholische Familien wieder nach Ermatingen zurück. Die Dorfkirche wird seit jener Zeit paritätisch genutzt.
1660 erhielt Ermatingen von den regierenden eidgenössischen Orten das Marktrecht. Am 17. April 1799 marschierten die Franzosen in Ermatingen ein. Nach der Niederlage Napoleons I. liessen sich viele französische Adelige am Untersee nieder. So gründete der Ermatinger Hartmann Friedrich Ammann zusammen mit Prinz Louis Napoleon im Restaurant Hirschen 1835 den Kantonalen Schützenverein. 1874 eröffnete man die Bahnlinie. 1875 leuchteten zum ersten Mal Strassenlaternen und seit 1897 musste das Wasser dank eines Leitungsnetzes in die Haushaltungen nicht mehr aus Ziehbrunnen geschöpft werden. Seit dem 1. Juni 1975 bilden die beiden ehemaligen Ortsgemeinden Triboltingen und Ermatingen die Gemeinde Ermatingen.
Sehenswerte Gebäude
Paritätische Kirche
Ihre Ursprünge gehen ins 12. oder 13. Jahrhundert zurück. Im Schwabenkrieg 1499 wurde sie gebrandschatzt. Im Zuge der Reformation wurden die Bilder und Altäre aus der Kirche geschafft. Nach dem zweiten Landfrieden wurde das paritätische Verhältnis wieder hergestellt. 1649 erfolge ein grosse Renovation. 1749/50 ein grosser Umbau unter dem Baumeister Johann Michael Beer . Altarbilder und Chorgewölbe wurden von Franz Ludwig Herrmann gemalt.
Gasthaus Adler
Der Adler ist eines der ältesten Gasthäuser im Kanton Thurgau. Erstmals wurde er 1270 erwähnt. Der heutige Bau stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er diente auch dem eidgenössischen Landvogt als Audienzort. Berühmte Gäste waren u.a.: Prinz Louis Napoleon , Alexandre Dumas , Thomas Mann , Graf Zeppelin oder General Guisan .
Villa Lilienberg
Der Lilienberg wurde 1830 von Marquis Zappi erbaut. Die herrschaftliche Villa des Spätklassizismus wechselte dann oftmals den Besitzer. Das Areal wurde 1985 von der Stiftung Unternehmerforum Lilienberg erworben, es ist heute ein Ausbildungszentrum.
Schloss Wolfsberg
Weit über dem Dorf erbaute 1571 Wolf Walter von Gryffenberg ein würfelförmiges Schloss. 1731 kaufte es Junker Johannes Zollikofer, der es in der Form umbaute, wie wir Wolfsberg heute kennen. Das südlich gelegene sogenannte Parquinhaus wurde wahrscheinlich 1795 durch Junker Jakob Högger von Höggersberg begonnen und 1825 vom französischen General Charles Parquin vollendet. 1970 wurde das Schloss von der Schweizer Bank UBS erworben, die das Areal zu einem Ausbildungszentrum ausbaute.
Schloss Hard
Sebastian Muntprat baute 1520 das Schloss Hard wieder auf, nachdem der Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert im Schwabenkrieg zerstört worden war. Es handelte sich um ein herrschaftliches Satteldachgebäude mit einem überkuppelten Türmchen. Das Schloss wurde 1982 abgebrochen.
Rellingsches Schlösschen
Das Haus brannte im Schwabenkrieg nieder, wurde aber schon 1501 wieder aufgebaut und diente ab 1579 als Freisitz des Junkers Jechonias Rellingen von Feder. Der östliche Teil des Hauses wurde 1686 erbaut.
Brauchtum
Während des Konzils von Konstanz (1414-1418) soll einer der drei Gegenpäpste , Johannes XXIII. , heimlich aus Konstanz geflohen und nach Ermatingen gekommen sein. Gemäss Überlieferung soll der Papst als Dank für die Verpflegung den Ermatingern erlaubt haben, zu dieser Zeit nochmals Fasnacht zu feiern. Die Ermatinger führen daher die Groppenfasnacht, die alle drei Jahre am Sonntag Laetare , drei Wochen vor Ostern stattfindet, auf diesen Papstbesuch zurück.
Literatur
- Arnold Bosshard, Peter Funk, Alfons Raimann: Ermatingen und Triboltingen TG. Reihe: Schweizerische Kunstführer. Bern, 1988.
- Cornelia Stäheli: Schloss Wolfsberg bei Ermatingen. Bern 2001.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Ermatingen
- Artikel Ermatingen im Historischen Lexikon der Schweiz
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